Breitbandausbau 2018: Infos und Gedanken

Am 21.10.2015 hat das Bundeskabinett ein neues Förderungsprogramm für den Breitbandausbau beschlossen. Bis 2018 sollen alle Haushalte in Deutschland mit einem Internetanschuss versorgt werden, welcher mindestens 50 MBit pro Sekunde schnell ist. Dafür stellt die Bundesregierung bis 2018 insgesamt 2,7 Milliarden Euro bereit.

Das Förderungsprogramm sieht vor, dass Projekte mit bis zu 50 Prozent der Kosten unterstützt werden, maximal aber nicht mehr als 15 Millionen Euro. Außerdem können die Projekte auch mit weiteren Fördergeldern von den Bundesländern ergänzt werden, sofern verfügbar. Darüber hinaus lassen sich auch Beratungs- und Planungskosten mit bis zu 100 Prozent fördern, maximal aber 50.000 Euro. Bei der Entscheidung über die Fördergelder werden die Projekte mit einem Punktesystem bewertet. Einige Kriterien erhalten dabei eine höhere Gewichtung, beispielsweise Projekte, die in dünn bewohnten Regionen geplant sind oder in Regionen, wo die durchschnittliche Übertragungsrate unter 16 MBit pro Sekunde liegt. Auch Projekte, deren Technik in Zukunft eine Übertragungsrate von mehr als 100 MBit pro Sekunde erreichen kann, werden höher eingestuft. Die geplante Technik (Glasfaser, Vectoring oder Kabel) ist dabei unerheblich.

Kritik und Vectoring-Streit

Wenige Tage nach dem Beschluss des Förderungsprogramms kommt jedoch bereits die erste Kritik von Branchenverbänden. Im Allgemeinen begrüßen sie zwar den Breitbandausbau, weisen aber darauf hin, dass vor allem der Glasfaserausbau gefördert werden sollte.

So fordert der Bundesverband Breitbandkommunikation (Breko), dass vor allem der Ausbau von Glasfaseranschlüssen (FTTH/FTTB) gefördert werden soll. Der Breitbandausbau müsse auch nach 2018 weitergehen und beim Einsatz von Brückentechnologien, wie Vectoring, würden demnach in Zukunft erneut teure Investitionen anstehen. Auch der Provider-Verband VATM (Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten) weist darauf hin und spricht sich für die Förderung von  Glasfaseranschlüssen aus. Gleichzeitig kritisiert der Verband deutlich die Vectoring-Pläne der Telekom.

Der Vectoring-II-Antrag der Deutschen Telekom sieht vor, im Nahbereich um 8.000 Hauptverteiler die Vectoring-Technik einzusetzen. Im Gegenzug möchte die Telekom aber ein exklusives Ausbaurecht, d.h. bis 2018 sollen Wettbewerber keine VDSL-Anschlüsse in den entsprechenden Hauptverteilern schalten dürfen. Ende November 2015 hat die Bundesnetzagentur einen Kompromissvorschlag für den Vectoring-Streit vorgelegt, welcher allerdings bei beiden Parteien auf wenig Gegenliebe gestoßen ist. Auch bis Januar 2016 hat sich in dieser Frage wenig getan.

Meine Meinung

So ziemlich jedem dürfte klar sein, dass ein Glasfaseranschluss für jeden Haushalt in absehbarer Zukunft unmöglich sein wird. Die Kosten wären immens und sind aktuell nicht zu stemmen. Die Telekom spricht von 80 Milliarden Euro. Außerdem fehlt auch die Nachfrage, denn viele Haushalte sind aktuell noch mit relativ geringen Bandbreiten zufrieden. Früher oder später führt kein Weg an FTTH bzw. FTTB vorbei, aber bis dahin sehe ich Vectoring und die folgenden Technologien als sinnvolle Brückentechnologie an. Schließlich wandert das Glasfaserkabel bei VDSL2 deutlich näher an die Haushalte heran und kann dann in Zukunft von dort zu den einzelnen Häusern geführt werden.

Bis dahin kann aber problemlos auf die bestehenden Kupferkabel gesetzt werden. In den nächsten Jahren stehen hier weitere interessante technologische Innovationen an. Mit Supervectoring sollen sich zukünftig Geschwindigkeiten von bis zu 250 Mbit/s erreichen lassen. Mit G.Fast sollen dann Geschwindigkeiten von bis zu 1 Gbit/s möglich sein und anschließend könnte XG-Fast mit noch höheren Bandbreiten folgen. Am Anfang der DSL-Technik hat schließlich auch niemand von 16 Mbit/s geträumt. Telekom-Chef Niek Jan van Damme sprach davon, dass zuerst die Kupferleitungen ausgereizt werden sollen, bevor Glasfaserleitungen in die Wohnungen gelegt werden. Dieser Aussage kann ich nur zustimmen.

Wer dennoch unbedingt einen Glasfaseranschluss haben möchte, kann diesen vermutlich bald bei der Telekom beantragen und auf eigene Kosten ins Haus legen lassen. Dies wird aber vermutlich nicht ganz günstig werden. Bis dahin könnt ihr euren aktuellen Internettarif überprüfen und ggf. bei eurem Internetanbieter kündigen. In vielen Fällen lässt sich damit einiges an Geld sparen, was ihr dann in den Glasfaserausbau stecken könnt ;-)

Tobi

Hallo, mein Name ist Tobias und ich habe diesen Blog im April 2009 ins Leben gerufen. Seitdem blogge ich hier über Software, Internet, Windows und andere Themen, die mich interessieren. SSDblog ist mein zweiter Blog, indem es rund um das Thema SSDs geht. Ich würde mich freuen, wenn ihr meinen Feed abonniert oder mir auf Twitter und Facebook folgt.

2 Antworten

  1. Steve sagt:

    Gut, dass die T-Gehirnwäsche funktioniert. wenn man bestehende Gebiete mit Vectoring hochrüsten kann auf grösser 50Mbit, gut.
    Für alle anderen Bereiche ist das eine Sackgasse. Ich bin der Meinung, dass Glasfaser das Mass der Dinge ist. Und die “Brückentechnologie” baut eben keine Brücken in die Zukunft. Sie gibt der Telekom nur noch mehr Zeit, die Infrastruktur liegen zu lassen. Mittlerweile werden ganze Landstriche von Konkurrenten übernommen, weil dem rosa Riesen das nicht lohnend erscheint. Auf Sicht von 2-5 Jahren mag das richtig sein. wenn aber die nächste Generation online geht, ist das T nicht dabei. #verpassteChance

    • Tobi sagt:

      Wo ist denn das Problem? Dann liegt Glasfaser dennoch bis maximal 700 Meter von den Häusern entfernt und kann dann bei Bedarf von dort verlegt werden. Ein kompletter Glasfaserausbau ist einfach viel zu teuer und kann derzeit nicht bewerkstelligt werden. Wenn in fünf bis zehn Jahren wirklicher Bedarf besteht kann dann bequem von den zentralen Verteilerkästen Glasfaser verlegt werden. Zur Not kann sich auch eine Straße zusammentun und den Ausbau zu 50% selbst zahlen usw. Ist auf jeden Fall alles realistischer als eine Vollversorgung mit Glasfaser in den nächsten paar Jahren.

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