120 defekte Netzwerk-Patchkabel

120 defekte Netzwerkkabel

In meiner beruflichen Laufbahn habe ich schon einige kuriose Dinge erlebt. Dass aber 120 kurze Netzwerk-Patchkabel defekt sind, ist schon, sagen wir mal außergewöhnlich.

Angefangen hat alles mit einem leeren Bürogebäude, in welchem demnächst ca. 100 Mitarbeiten beheimatet sein werden. Jeder Mitarbeiter bekommt ein VoIP-Telefon an seinen Arbeitsplatz. Die Kollegen haben alle VoIP-Telefone aufgestellt und gepatched. Kurz darauf meldeten sie ungewöhnliche Verhaltensweisen. Viele Telefone bekamen keinen Strom via PoE und blieben aus. Andere wiederrum wurden mit Strom versorgt und starteten. Sie erhielten aber keine DHCP-Adresse und konnten daher nicht vollständig Booten. Bei den funktionierenden Geräten fiel auf, dass manche mit 100 MBit/s und manche gar nur mit 10 MBit/s verbunden waren.

Also alles nacheinander prüfen. Telefone sind ok, die passive Hausverkabelung ist in Ordnung und auch die Switches sind richtig konfiguriert. Auch der Austausch der Patchkabel brachte keinen direkten Erfolg, da sich wieder die oben genannten Probleme zeigten. Hier wurde ich allerdings stutzig und schaute mir daraufhin die Patchkabel genauer an. Mein Verdacht erwies sich als richtig. Mit einem Fluke Testgerät konnten die fehlerhaften Patchkabel eindeutig bestätigt werden.

Nach dem Test von ca. 20 Kabeln kann ich sagen, dass über 90% der Kabel defekt sind. Sehr seltsam ist, dass bei den 120 Kabeln teilweise nur eine Ader bei einem oder beiden Steckern nicht kontaktiert war. Oft betraf es aber auch zwei, drei oder gar noch mehr Adern. Dadurch lassen sich auch die unterschiedlichen Probleme erklären, denn PoE läuft auf den Adern 4, 5, 7 und 8. Je nachdem welche Ader(n) defekt sind funktionierte PoE oder nicht. Auch die verschiedenen Geschwindigkeiten ergaben sich dadurch.

Ich gehe entweder von einem Qualitätsproblem bei den Hirose-Steckern oder beim Crimpen aus. Mal schauen was der Lieferant bzw. der Hersteller dazu sagen.

Fluke Messung Netzwerkkabel

Tobi

Hallo, mein Name ist Tobias und ich habe diesen Blog im April 2009 ins Leben gerufen. Seitdem blogge ich hier über Software, Internet, Windows und andere Themen, die mich interessieren. SSDblog ist mein zweiter Blog, indem es rund um das Thema SSDs geht. Ich würde mich freuen, wenn ihr meinen Feed abonniert oder mir auf Twitter und Facebook folgt.

6 Antworten

  1. Sp9ider sagt:

    Hi,

    ist ja irre. Auf die Herstellerantwort bin ich auch gespannt …

  2. Viktor sagt:

    Horror! Ab heute teste ich jedes Kabel vorher durch. So ein paar Probleme hatte ich nämlich auch schon mit defekten Kabeln, die waren da aber schon älter.
    Alle Kabel, die ich selber ziehe, teste ich vor Nutzung durch. Auf die Idee, neue Kabel vor Nutzung durchzuprüfen kam ich aber noch nicht. Werde ich jetz aber. Danke!

  3. empy sagt:

    Hi Tobi,

    hast du einen Tipp für ein Messgerät, womit man die Verkabelung im (privaten) Netzwerk einigermaßen solide messen kann, ohne gleich in der Kategorie für Premium-Geräte wie das Fluke zu landen? Ich habe eine verdächtige Verkabelung zu Hause aber komme dem Problem mit einem “Baumarkt-Tester” natürlich nicht wirklich auf die Spur :)

    LG aus Kempten

    • Tobi sagt:

      Kommt darauf an, was du mit preiswert meinst. Unter ein paar hundert Euro sind mir keine Geräte bekannt, die eine zuverlässige Längenmessung und Fehlerlokalisierung bieten. Alternativ könntest du dir ein hochwertiges Gerät ausleihen oder ich komme mal vorbei ;-)

  4. empy sagt:

    In Anbetracht der Nutzungshäufigkeit naja, vermutlich fährt man mit einem Leihgerät besser als mit Kauf, also als Privatperson. Und wenn es dann ein Leihgerät wäre, kann man sich ja gleich eins mit guten Messergebnisen und Funktionen (Nebensprechfehler, Impedanzfehler).
    Andernfalls bekommt man für die Leihgebühr wieder mittelpreisige Tester, wobei die Messgüte vermutlich auch nicht High-End ist. Dafür langt dann im Grunde auch so ein Durchgangsprüfer aus dem Baumarkt…

    Ich hatte mir noch Geräte von softing/psiber angeschaut, aber irgendwie hätte ich kein gutes Gefühl, auch Gebrauchtgeräte gibt es nicht wirklich günstig ;)

    Für Privathaushalte sollte ma vllt auch die Kirche einfach im Dorf lassen, aber was tut man nicht alles für ein gutes Gefühl…

    • Tobi sagt:

      Genau, sehe ich auch so. Für einen grundlegenden Test reicht ein Durchgangsprüfer und mehr benötigt man im privaten Bereich eigentlich nur bei Fehlern. Aber nur deswegen ein teureres Gerät anzuschaffen lohnt sich definitiv nicht.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert